Syberia. Während 3-D-Shooter und Strategiespiele für den PC fast wöchentlich erscheinen, bringen andere Genres nur jährlich einen Titel hervor. Syberia rettet dieses Jahr die Point and Click Adventures vor dem Aussterben. Aber wird das Spiel allein dadurch zum Geheimtipp? Die junge New Yorker Anwältin Kate Walker reist mit dem Auftrag, eine dort ansässige, traditionsreiche Spielzeugmanufaktur zu kaufen, in eine französische Kleinstadt. Doch als die Inhaberin plötzlich verstirbt und der einzige Erbe in Sibirien vermutet wird, wird aus einem Tagestrip eine lange Reise quer durch Europa. Das Adventure Syberia wurde von Microids Canada unter der Aufsicht des Comic-Autors Benoit Sokal erstellt, der auch schon für das Render Adventure Amerzone verantwortlich zeichnete. Obwohl beide Spiele einen ähnlich unterkühlten Grafikstil aufweisen, handelt es sich bei Sokals neuestem Werk um ein klassisches Point and Click Adventure, bei dem die Hauptfigur vor gerenderten Hintergründen agiert. Und hier steckt sowohl die größte Stärke als auch die größte Schwäche des Spiels. Denn der klassische Adventure-Vertreter steht in diesem Jahr ziemlich allein da und somit bei Genre-Liebhabern grundsätzlich hoch im Kurs. Gefallen können sowohl die interessante und aufwändig erzählte Geschichte als auch die logischen Rätsel, bei denen zumeist alte Maschinen mit gefundenen Gegenständen repariert und richtig bedient werden müssen. Manko: Obwohl sich diese Rätsel von der Komplexität her eher an Einsteiger richten, sind wichtige Objekte manchmal zu gut versteckt. Doch das ist nicht der einzige Pferdefuß, den Sokal von Amerzone übernommen hat: Der sterile, unterkühlte Grafikstil von Syberia erzeugt eine erdrückende Stimmung, die nicht jedermanns Geschmack ist, und wenn die Protagonistin steif über dutzende, nahezu menschen- und objektleere Bildschirme wandert, kann man sich das ein oder andere Gähnen nicht verkneifen. Ein paar Aktionsmöglichkeiten und Animationen mehr hätten den ansonsten sehr detaillierten Hintergründen gut getan. Fazit: Wie auch schon Amerzone ist Syberia optisch ein kleines Kunstwerk, dem es jedoch an spielerischem Feinschliff mangelt. Da der Titel quasi ohne Konkurrenz da steht, sollten Anhänger des klassischen Adventures aber durchaus einen Blick riskieren. --Patrick Streppel Amerzone. Im Stil von Myst ist Amerzone ein Rollenspiel in Ego-Perspektive. Als Journalist haben Sie eine außergewöhnliche Aufgabe zu lösen: In einem Leuchtturm in Frankreich finden Sie ein magisches Ei, die Urmutter einer Population weißer Vögel , die unentwegt fliegen, ohne auch nur einmal zu landen. Der betagte Entdecker Valenbois, der im Leuchtturm lebt, hatte das Ei Indianern, die in einer Gegend in Zentralamerika namens Amerzone lebten, gestohlen. Nun liegt er im Sterben und bittet Sie, das Ei wieder seinen rechtmäßigen Besitzern zurück zu bringen. Rätselknacker, die Ausschau halten nach einer ernsthaften Herausforderung, werden Amerzone mögen. Beim Versuch das Ei zurück zu bringen, nimmt Sie das Spiel mit in den Regenwald und lässt Sie auch unter Wasser das verloren gegangene Ei wieder auffinden. Das Spiel ist nicht nur durchs Rätsellösen, sondern auch wegen der aufkommenden Abenteuerlust interessant. 360°-Drehungen, die dem Dschungel eine tiefgrüne Umgebung verleihen und ein klarer Sound sind ebenfalls Bestandteil von Amerzone. Die Story wird oft benutzt, um dem Spieler eigentlich eine interaktive Kunstgalerie zu präsentieren. Der einzige Haken daran ist, dass der Zugang zum nächsten prachtvollen Szenario vom Lösen einer weiteren Denksportaufgabe abhängt. Spieler mit niedriger Frustrationsschwelle werden das langsame Fortschreiten dieses Spiels nicht genießen können. Jede Szene muss geduldig durchsucht werden, und man übersieht leicht wichtige Schlüssel und hilfreiche Gegenstände. Amerzone ist trotzdem eine Reise wert. Nehmen Sie sich also Zeit und etwas mehr Geduld, um diese Tour zu genießen. --Alyx Dellamonica
ESRB Rating: Not Rated
Genre(s): Adventure